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Zum Beitrag Schuld wurde jahrelang staatsverordnet „weggedrückt“. CDU-Abgeordnete lud am Holocaust-Gedenktag zum Gespräch nach Wünsdorf

Ich hätte gern auf der von Frau Michler organisierten Veranstaltung teilgenommen und mitdiskutiert, auch über die Aufarbeitung des Antisemitismus in Zossen und das, was in den letzten 20 Jahren u.a. auch unter Verantwortung der damaligen Bürgermeisterin und langjährigen für Bildung, Kultur und Jugend verantwortlichen Ausschußvorsitzenden Susanne Michler getan wurde. Aber Frau Michler hat es auf den Punkt gebracht: „Bei einer Demonstration mitzugehen ist natürlich einfacher als sich im Gespräch einem solchen Thema zu stellen.“ Ich habe es mir also einfach gemacht und war auf einer gleichzeitig stattfindenden Demonstration des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und der terminlich darauf abgestimmten Veranstaltung mit dem ehemaligen KZ-Insassen Karl Stenzel. Auf der Gedenkveranstaltung wurde insbesondere der bisher bekannten Zossener Opfer gedacht. Damit diese Veranstaltung so stattfinden konnte, war ein Recherche-Projekt zu Zossener Antifaschisten von Schülern der Gesamtschule Dabendorf im Jahre 1997 notwendig. Es wurde über zwei Jahre vom LEO e.V. ein Jugendprojekt zum jüdischen Leben in Zossen betrieben, dass ich leitete. Ergebnisse des Projektes konnte ich dank engagierter und interessierter Lehrer mit einer am Projekt beteiligten Jugendlichen im Geschichtsunterricht an der Gesamtschule Dabendorf vorstellen. Es wurde auf Antrag des Jugendparlaments die Verlegung von Stolpersteinen beschlossen. Zu diesen bewegte sich am Ende der Gedenkveranstaltung der Zug der Veranstaltungsteilnehmer. Dort wurden Blumen niedergelegt. Ich habe in Archiven und Bibliotheken gesessen und habe mit Zeitzeugen gesprochen, um ein solches Gendenken zu ermöglichen. Und letztlich stand ich bei klirrender Kälte mit 150 schweigenden Menschen auf dem Marktplatz und habe mir von vielleicht 30 Gröhlern beim Verlesen der Namen von in Ausschwitz ermordeten Zossener Juden „Lüge, Lüge, Lüge“ anhören dürfen, ohne dass die Polizei einschritt. Diese Gröhler waren sicher auch der Meinung, dass ich auf der falschen Veranstaltung war. Ja, ich habe es mir einfach gemacht.

Kurt Liebau
Zossen