Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen

ZR 28.1. und 29.1.2010 zum Gedenken an die Opfer des Faschismus

Zu Veröffentlichungen am 28.1., 29.1. und 30./31.1.2010 in der MAZ und ZR zum Holocaust und zu den Vorgängen – Brandanschlag - in Zossen<//font>

 

Rechtsextremistische Aktivitäten sind an der Tagesordnung. Das Beispiel in Zossen hat ja nun jeder, der Zeitung liest, Radio hört und Fernsehen sieht, mitbekommen. Anderswo ist es nicht besser. In Dresden wollen Rechte aus ganz Deutschland am 13. Februar marschieren. Dennoch wird dort eine Internetseite gegen den Naziaufmarsch gesperrt. Nun stellt man sich die Frage, warum bilden sich in Deutschland neue rechtsextremistische und nazistische Strukturen heraus? Warum lässt der Staat deren öffentlichen Aufmarsch zu? Und warum widmen sich demokratische Kräfte, wie gerade in Zossen praktiziert, unterschiedlichen Zielen.<//font>

 

Die CDU-Stadtverordnete Susanne Michler in Zossen meint, ich zitiere: „Bei einer Demonstration mitzugehen ist natürlich einfacher als sich im Gespräch einen solchen Thema zu stellen.“ Sie meint damit eine Diskussion über Antisemitismus in der verblichenen DDR zum gleichen Zeitpunkt, als mit der Losung „Zossen zeigt Gesicht“, eine Kundgebung mehrerer demokratischer Initiativen anlässlich des Holocaustgedenktages stattfand, um an die ermordeten Opfer zu erinnern und gegen den aufkeimenden Rechtsextremismus zu protestieren. Daran haben deutlich mehr Bürger teilgenommen, weil sie den Kampf gegen den Rechtsextremismus ernst nehmen.
Nun die Frage aufzuwerfen, ob man die Demonstration in Zossen am 27.1. deshalb meidet, weil es leichter ist, mit zwei Dutzend Bürgern über den Antisemitismus einer verblichenen DDR zu diskutieren, über den Umgang der DDR-Führung mit jüdischen Überlebenden, weil jüdische Friedhöfe „geschändet“ wurden, ohne exakt zu sagen, wo jemals eine DDR-Regierung dazu Weisungen erteilt hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die vielen Bürger jüdischer Herkunft oder deren Angehörige und vom Faschismus Verfolgte in den Führungsetagen der DDR, Antifaschisten, die gegen die Nazis gekämpft haben und selbst Jahre in Zuchthäusern und Lagern verbringen mussten, ihre verstorbenen jüdischen Bürger „geschändet“ haben sollen? Sicher bin ich nicht allein der Überzeugung: in der DDR wurde kein Jude ermordet und über „Antisemitismus“ in der DDR zu diskutieren, würde einer wissenschaftlichen Tagung besser zu Gute stehen.
     Es müsste auch darüber gesprochen werden, dass es in den Führungsetagen und Beamtenstuben der alten BRD mehr Altnazis gab?
     Wenn man glaubt, rechtsextremistische Aktivitäten mit der Aufklärung über „Antisemitismus in der DDR“ zu bekämpfen, so ist die Frage erlaubt, ob man 20 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch so viel Angst vor Wahrheiten über die DDR hat? Es gab nicht nur „Stasi“, wie man glaubhaft machen möchte. Es gab einen sich entwickelnden Antifaschismus, der von der durch den Zweiten Weltkrieg und den Nazismus geschädigten Generation beflügelt wurde. Es ist auch nachzufragen, warum der in der DDR verurteilte Kriegsverbrecher Barth, wie auch andere, nach 1990 frei gelassen wurde und dann sogar noch eine Rente als „Soldat“ bekam, die erst durch neue Proteste wieder aberkannt wurde.
    Überall im Lande sollte das Geschehen in Zossen ernsthaft betrachtet und in demonstrative Aktionen gegen den Rechtsextremismus umgesetzt werden.

Achim Reichardt
Rangsdorf<//font>